Plötzlich Kriegsfotograf

Erschienen auf fluter.de(Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung): Josh McDonald ist gerade mal 21 Jahre alt und hat schon als Fotoreporter im Irak den Kampf gegen den IS dokumentiert. Wie er als so junger Mensch wurde, was sich andere nie trauen würden – hier erzählt er es.

Sommer 2016: Auf einer sechsmonatigen Reise durch Mittel- und Nordamerika fuhr ich nach Chichigalpa, eine Kleinstadt in Nicaragua. Ein großer Teil der Bevölkerung dort leidet unter einer chronischen Nierenkrankheit namens CKDnT, vor allem die Arbeiter auf den Zuckerrohrfeldern. In den vergangenen zehn Jahren starben in Mittelamerika rund 20.000 Menschen an den Folgen dieser Krankheit. Ich lebte eine Woche lang bei einer Witwe und ihren acht Kindern, um den Alltag und die Arbeit auf den Feldern zu dokumentieren. Auf diese Fotos wurde ein Bildredakteur des Wellcome Trust aufmerksam. Ich stellte ihnen einige meiner Bilder zur Verfügung und bekam einen Arbeitsvertrag. Das war das erste Mal, dass ich als Fotojournalist Geld verdiente.

Ich stamme aus einer australischen Kleinstadt – der Inbegriff von toter Hose. Ich wollte schon früh weg, um mir ein eigenes Bild von Ländern zu machen, die ich nur aus Büchern und Dokus kannte. Mit 16 beschloss ich, in Kenia als Freiwilliger bei einer Hilfsorganisation zu arbeiten. Meine Eltern waren alles andere als begeistert, aber sie merkten, wie ernst es mir war, und willigten ein. Kurz vor der Abreise schenkte mir meine ältere Schwester ihre gebrauchte Spiegelreflexkamera…